Gewerkschaften – Vorteile für Arbeitnehmer

Berlin, 26. April 2023

Gewerkschaften – Vorteile für Arbeitnehmer

Das Aushandeln von Tarifverträgen, die Sicherstellung guter Arbeitsbedingungen und die Rechtsvertretung im Falle von Arbeitsrechtsstreitigkeiten – das alles sind Aufgaben, denen sich die Gewerkschaften annehmen. Kurz: Die Gewerkschaften setzen sich für das Wohlergehen der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz ein. Bei Arbeitgebern sind die Gewerkschaften nicht unbedingt sehr beliebt. Doch manch ein Arbeitnehmer fragt sich, ob es sich lohnt, schon bei der Jobsuche darauf zu achten, einen Arbeitgeber zu finden, bei dem man von der Arbeit einer Gewerkschaft profitiert.

So funktionieren Gewerkschaften

Eine Gewerkschaft vertritt die Interessen der Arbeitnehmer und setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen ein. Dabei werden die Gewerkschaften in der Regel von den Arbeitnehmern gewählt und durch Mitgliedschaftsbeiträge finanziert. Die Gewerkschaften in Deutschland sind nach Branche bzw. Berufsfeld organisiert. Es gibt verschiedene Gewerkschaften für unterschiedliche Sektoren wie Industrie, Dienstleistungen, öffentlichen Dienst und Handel.

Die wichtigsten Gewerkschaften in Deutschland sind:

  • IG Metall als Gewerkschaft der Metall- und Elektroindustrie
  • Ver.di, die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
  • IG BCE, die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
  • GEW, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
  • NGG, die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten
  • IG Bauer für Agrar und Umwelt
  • Um im Sinne der Arbeitnehmer zu agieren, führen die Gewerkschaften Verhandlungen mit Arbeitgebern und handeln Tarifverträge aus, in deren Rahmen Löhne, Gehälter, Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen und andere arbeitsbezogene Angelegenheiten festgeschrieben werden. Um ihre Belange durchzusetzen und Druck auf die Arbeitgeber auszuüben, organisieren die Gewerkschaften Aktionen wie Streiks, Boykotte und Proteste. Darüber hinaus bieten Gewerkschaften ihren Mitgliedern Bildungs- und Schulungsprogramme, die über Rechte und Pflichten im Berufsleben aufklären sowie rechtliche Unterstützung und Vertretung in Arbeitsangelegenheiten. Die genaue Funktionsweise kann von Gewerkschaft zu Gewerkschaft verschieden sein.

    Übrigens: Tarifverträge gelten dem Gesetz nach nur für die Mitglieder der Gewerkschaft. Arbeitnehmer im selben Betrieb, die keine Mitglieder der Gewerkschaft sind, könnten theoretisch geringer bezahlt werden. Doch in der Praxis wird dies meist nicht umgesetzt und viele Tarifverträge sind allgemeinverbindlich und damit von einer Mitgliedschaft unabhängig. Für die Arbeitgeber hat das den Vorteil, der Gewerkschaft nicht noch mehr Mitglieder zuzuspielen. Für die Gewerkschaft hat dies den Nachteil, dass viele Arbeitnehmer leichter übersehen, dass die Vertragsregelungen erstritten werden mussten und es dafür engagierte Mitglieder braucht. Aus diesem Grund bestehen viele Gewerkschaften auf Leistungen im Tarifvertrag, die ausschließlich Mitgliedern vorbehalten sind.

    Kann eine Gewerkschaftsmitgliedschaft Nachteile mit sich bringen?

    Wer sich für einen Arbeitgeber interessiert, der an einen Tarifvertrag gebunden ist, wird vielleicht auch darüber nachdenken, selbst Gewerkschaftsmitglied zu werden. Oft besteht jedoch auf Arbeitnehmerseite die Sorge, durch die Mitgliedschaft Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. So wird befürchtet, dass der Arbeitgeber negativ auf die Gewerkschaftsaktivitäten reagiert und versucht, Gewerkschaftsmitglieder zu benachteiligen – beispielsweise indem er sie auf unbeliebte Posten versetzt oder bei Beförderungen nicht berücksichtigt. Diesbezüglich ist es wichtig zu wissen, dass Gewerkschaften Rechtsmittel zur Verfügung haben, um ihre Mitglieder vor solchen Maßnahmen zu schützen.

    Des Weiteren könnte der Mitgliedsbeitrag als Nachteil empfunden werden. Denn dieser stellt eine regelmäßige finanzielle Verpflichtung dar und wird von Gewerkschaftsmitgliedern in der Regel monatlich abgeführt. Zudem scheut sich manch einer, aktiv an Arbeitskampfmaßnahmen wie Streiks und Arbeitsniederlegungen teilzunehmen, zumal es durch solche Maßnahmen nicht zuletzt zu vorübergehenden Einkommenseinbußen kommen kann.

    Vor dem Beitritt in eine Gewerkschaft sollten Arbeitnehmer die Vor- und Nachteile individuell abwägen und sich mit Organisation, Anforderungen und Unterstützungsmaßnahmen der Gewerkschaft genau vertraut machen. So zahlen die meisten Gewerkschaften ihren Mitgliedern beispielsweise eine Streikunterstützung, wenn es durch die Teilnahme an einer Arbeitskampfmaßnahme zu finanziellen Einbußen beim Gehalt kommt.

    Übrigens: Für Mitglieder in einer Gewerkschaft besteht keine Pflicht, den Arbeitgeber über diese Mitgliedschaft zu informieren. Und beim Vorstellungsgespräch sind Fragen nach einer Gewerkschaftsmitgliedschaft unzulässig.

    Vor- und Nachteile von Tarifverträgen

    Auch nicht Gewerkschaftsmitglieder profitieren in der Regel bei einem tarifgebundenen Arbeitgeber von den Tarifverträgen. Und ob ein Arbeitgeber einen Tarifvertrag anbietet oder nicht, steht in der Regel bereits in der Stellenausschreibung. Zu den Vorteilen der Tarifverträge gehören eine höhere Entlohnung – Vollzeitbeschäftigte verdienen bei Tarifbindung rund 11 % mehr als in nicht tarifgebundenen Unternehmen, kürzeren Arbeitszeiten, weniger Willkür durch den Arbeitgeber und einer stärkeren Verhandlungspositionen in Konfliktfällen.

    Doch nicht für jeden ist ein Tarifvertrag das richtige Modell. Denn auf der anderen Seite zeigen sich tarifgebundene Arbeitgeber oft unflexibler, wenn es beispielsweise um eine leistungsgerechte Vergütung geht. Eine individuelle Gestaltung des Entgelts ist auch bei herausragenden Leistungen oft schwer möglich. Von Arbeitnehmern, die lieber auf ihr eigenes Verhandlungsgeschick vertrauen und die Karriereleiter emporklettern wollen, kann ein Tarifvertrag auch als demotivierend empfunden werden.

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